Gilt die DIN EN 17272 zur Flächendesinfektion auch für Zahnarztpraxen?

Flächendesinfektion in der Zahnarztpraxis / Stellungnahme DAHZ

Durch die DIN EN 17272:2020-06 (Chemische Desinfektionsmittel und Antiseptika – Verfahren zur luftübertragenen Raumdesinfektion durch automatisierte Verfahren – Bestimmung der bakteriziden, mykobakteriziden, sporiziden, fungiziden, levuroziden, viruziden, tuberkuloziden und Phagen-Wirksamkeit) wurden die Anforderungen an Verfahren der Raumdesinfektion durch Vernebeln oder Verdampfen von Bioziden erstmals normativ geregelt.

Die bisher in Zahnarztpraxen routinemäßig durchgeführte Wischdesinfektion ist von der Norm nicht betroffen und weiterhin ohne Einschränkungen möglich.

Den aktuellen Stand der Wissenschaft beschreibt die Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI) „Anforderungen an die Hygiene bei der Reinigung und Desinfektion von Flächen“ (2004) deren Aktualisierung unmittelbar bevorsteht.

Die von interessierten Kreisen gegenwärtig in Zusammenhang mit maschinellen Verfahren der Raumdesinfektion zitierte Aussage der KRINKO (und des BfArM): „maschinellen Verfahren sind insbesondere aufgrund der besseren Standardisierbarkeit und Reproduzierbarkeit sowie des Arbeitsschutzes der Vorzug zu geben“, ist zwar richtig, betrifft aber ausschließlich die Aufbereitung von Medizinprodukten (Anforderungen der Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten (2012). Eine Extrapolation auf die Flächendesinfektion ist irreführend und fachlich falsch.

Richtig ist, dass den letzten Jahren zunehmend neue berührungslose Desinfektionsverfahren für Flächen propagiert wurden (z.B. UV- Desinfektion, Wasserstoffperoxid- Verneblung, Ozonierung, Plasma- und Ionisationsverfahren) die in Modelluntersuchungen eine gute Wirksamkeit zeigen. Insgesamt ist die derzeit vorliegende Evidenz solcher Verfahren zur Minimierung von Infektionen in Zahnarztpraxen jedoch nicht belegt und die zu beachtenden Limitationen sind zahlreich. Gleiches trifft auch für antimikrobiell beschichtete Oberflächen zu. Alle genannten Verfahren verursachen im Vergleich mit der Wischdesinfektion höhere Kosten, da die mechanische Reinigung durch berührungslose Verfahren nicht ersetzt wird. Verbleibende organische Verschmutzungen führen zur Inaktivierung aller genannten Mechanismen.

 

Prof. Jatzwauk / Mai 2021