Welche speziellen technischen Schutzmaßnahmen vor Aerosolen sind bei der zahnärztlichen Behandlung notwendig?

Bereits seit Beginn der COVID 19 -Pandemie wird eine Übertragung der Infektion durch Aerosole diskutiert (1). Sowohl bei asymptomatisch infizierten wie auch bei an COViD 19 erkrankten Personen  konnte im Speichel SARS-CoV 2 nachgewiesen werden (2).

Während zahnärztlicher Behandlungen tragen vor allem mit Kühlwasser betriebene, maschinelle Instrumente zur Aerosolentwicklung bei (3,4,5). Auch in einem Abstand von 1,80 m fanden die Autoren Tröpfchen nach der Behandlung mit der zahnärztlichen Turbine (6). Vor allem kleinere Partikel unter 10 µm verweilen durch eine geringere Sedimentationsgeschwindigkeit länger in der Luft (7) und können auch in Distanzen von über 2 Meter von der Emissionsquelle nachgewiesen werden (8).

Der Nachweis von Erbsubstanz  des SARS-CoV 2 in Luftproben  mithilfe der Polymerase-Kettenreaktion spiegelt jedoch nicht automatisch das Vorhandensein eines infektiösen Virus in ausreichender Konzentration und damit eine Infektionsgefahr wider. Trotzdem  stellen nicht nur in Zeiten von COViD 19 neben der persönlichen Schutzausrüstung (Mund-Nasen- Schutz/ Atemschutz, Schutzbrille /Visier) technische Verfahren zur Reduktion des sogenannten „Spraynebels“ grundlegende Arbeitsschutzmaßnahmen für das Behandlungsteam dar.

Die wirksamste Maßnahme bildet die an der Behandlungseinheit vorhandene Spraynebelabsaugung, die in Verbindung mit gut trainierter Absaugtechnik über 2/3  des „Spraynebelrückpralls“ reduziert (9).

Ob durch spezielle Biozide, die dem Betriebswasser der Dentaleinheit zugesetzt werden (10), eine Inaktivierung von im Spaynebel potentiell vorhandenem  Virus erreicht werden kann, ist bisher nicht geklärt, da die Einwirkzeiten zwischen Entstehung des Tröpfchens und Erreichen der Schleimhaut des Behandlungsteams sehr kurz sind.

Ebenso gibt es bisher keine ausreichenden wissenschaftlichen Untersuchungen über die Wirksamkeit von diversen zusätzlichen Absauggeräten in Kombination mit HEPA- Filtern oder  Desinfektionssystemen zur Reduktion der Viruslast in der Luft von zahnärztlichen Untersuchungsräumen.

DAHZ / Prof. Dr. Jatzwauk

2020-05-23

Literatur:

  1. Wyllie AL et al. medRxiv 04.16.20067835;  doi:
  2. Wang XF, Yuan J, Zheng YJ, et al. Zhonghua Er Ke Za Zhi. 2020;58.
  3. Jacks ME: A laboratory comparison of evacuation devices on aerosol reduction. J Dent Hyg. 2002 Summer;76(3):202-6.
  4. Leggat PA, Kedjarune U: Bacterial aerosols in the dental clinic: a review. Int Dent J. 2001 Feb;51(1):39-44.
  5. Rautemaa R et al.Bacterial aerosols in dental practice – a potential hospital infection problem? J Hosp Infect. 2006 Sep;64(1).
  6. Discacciati JA et al.Determination of the dispersion of microorganisms in the course of dental surgical activity. Rev Panam Salud Publica. 1998 Feb;3(2): 84-7
  7. Dreller S et al. Zur Frage des geeigneten Atemschutzes vor luftübertragenen Infektionserregern. Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft. 2006 Jan/Feb, 66: 14-24.
  8. Chen SK et al. Evaluation of single-use masks and respirators for protection of health care workers against mycobacterial aerosols. Am J Infect Control. 1994 Apr;22(2):65-74.
  9. Reitemeier B et al. Effektive Reduktion des SpraynebelRückpralls – Möglichkeiten und Grenzen ZMK .2010. 662-673.
  10. Papenbrock J. Wasserhygiene: So schützen Sie Patienten in Corona-Zeiten. Dentalmagazin. 2020. 38. 4;27.